Von Marcus Bölz
Synaps ist Synaps, und Dienst ist
Dienst - dieses alte Sprichwort trifft auf die Spezies der
Hirnforscher nun gar nicht zu. Synaps ist Dienst bei dieser Art von
Wissenschaftlern - und der Dienst an den Synapsen geht mittlerweile
so weit, dass Otto Normalhirni demnächst wahrscheinlich nicht mehr
selber denken muss. Der Hirnforscher nämlich kann Gedankenlesen.
Wofür Hexen in der frühen Neuzeit verbrannt wurden (auch weil die
Universitätsabteilungen der Neuroethiker damals wegen fehlenden
Bafögs personell noch sehr dünn ausgestattet waren), bringt heute
wissenschaftlichen Ruhm und intersubjektiv transmissible Ehre, wie
wir Anhänger der Elektrostimulation kortikaler Areale vor uns
hinsäuseln. Aber das nur am Rande.
Hirnforscher zapfen also das Hirn an und können mittlerweile feststellen, was der Hirneigentümer so denkt - noch bevor der Hirneigentümer selber weiß, was er denkt. Das funktioniert jetzt aber nicht etwa so, dass studentische Hilfskräfte die 15 Milliarden Nervenzellen im Hirn von Hand durchzählen und protokollieren, was diese so tun - und sich hinterher beklagen, ihr Studium dauere so lange. Keine Bange! Die Aktivität der Neuronen wird von Magnetresonanztomografen aufgezeichnet und von Computern ausgemessen. Das mechanische Gedankenlesen geht deshalb unter dem Stichwort "Neuronenbombe" in die Wissenschaftsgeschichte ein. Aber das nur am Rande. Denn eigentlich geht es doch darum, den Wunsch eines anonym bleibend wollenden Ex-FHM-Studierenden mal öffentlich in die Runde zu werfen, der vor Beendigung seines Studiums im Vertrauen meinte: Hätte ich doch lieber Architektur studiert.
Hirnforscher zapfen also das Hirn an und können mittlerweile feststellen, was der Hirneigentümer so denkt - noch bevor der Hirneigentümer selber weiß, was er denkt. Das funktioniert jetzt aber nicht etwa so, dass studentische Hilfskräfte die 15 Milliarden Nervenzellen im Hirn von Hand durchzählen und protokollieren, was diese so tun - und sich hinterher beklagen, ihr Studium dauere so lange. Keine Bange! Die Aktivität der Neuronen wird von Magnetresonanztomografen aufgezeichnet und von Computern ausgemessen. Das mechanische Gedankenlesen geht deshalb unter dem Stichwort "Neuronenbombe" in die Wissenschaftsgeschichte ein. Aber das nur am Rande. Denn eigentlich geht es doch darum, den Wunsch eines anonym bleibend wollenden Ex-FHM-Studierenden mal öffentlich in die Runde zu werfen, der vor Beendigung seines Studiums im Vertrauen meinte: Hätte ich doch lieber Architektur studiert.
Ja, Architekten. Wenn man abends aus
dem Fenster auf die graue Wand gegenüber schaut und über sein
grauenhaft graues Dasein nachdenkt, kann es passieren, dass ein
stilvoller Herr sein schwarzes Cabrio vor dem Altbau nebenan parkt
und mit einer unfassbar intelligenten und attraktiven Frau im
Hauseingang verschwindet. Kurze Zeit später geht das Licht in der
beneidenswert geschmackvoll eingerichteten, vollverglasten
Dachwohnung an. Ein Architekt, denkt man, bestimmt ein Architekt.
Architekt müsste man sein. Was Architekten alles können! Beim
Italiener einen Flughafen auf die Serviette kritzeln, zwanzig
Millionen Honorar dafür kassieren und mit dem Porsche nach Cannes
donnern, wo die Segelyacht liegt, auf der lolloförmig die Freundin
liegt. Das können Architekten.
Architekten behaupten allerdings, alles
sei gar nicht so. Und dass sie arme Designerwürstchen seien,
unglücklich bis in beide Zipfel. Sagen, sie bekämen keine Aufträge,
nur Magengeschwüre, und am Ende falle ihnen beim nächtlichen
Plänezeichnen die Netzhaut ab, wie es Le Corbusier passiert ist.
Außerdem möge sie keiner. „Alles Schwachköpfe“, sagte Flaubert
über die Architekten, „vergessen immer die Treppen. “ Trotzdem:
Von Bravo nach Traumberufen befragt, antworteten die meisten
Jugendlichen „Journalist“, hihi, dann aber gleich „Architekt“.
Weit abgeschlagen Ärzte, Börsenmakler, Künstler. Klar: Ärzte
gelten als gute Menschen, müssen aber jeden Tag jammernde Leute
abtasten und ein Leben in weiß gekachelten Korridoren führen.
Börsenmakler verdienen einen Haufen Geld, aber das Image ist einfach
vollkommen zerstört. Künstler suchen im Schlamm der Ölfarben sich
selbst, sind aber bitterarm, immer verkannt. Will man so leben? Der
Architekt verbindet Moral und Moneten, Business und Bohème, ist
reich wie ein Broker, kreativ wie ein Künstler, wohltätig wie ein
Arzt.
Stars werden neidisch, wenn sie
Architekten sehen. Brad Pitt erklärte jüngst, er wolle
Landschaftsarchitekt werden, plane eine ganze Siedlung. Bretter-Pitt,
der Betonbeau! Angeblich steht die Siedlung bereits. Was will er? Ein
Leben führen wie Lothar Matthäus, dem gelernten Raumausstatter,
dessen unvergessliche Aussage: „Das wäre dann so in Richtung
Innenarchitekt weitergegangen“ eine ganze Branche in Aufwallung
gebracht hat? Hmm. Will man wirklich Architekt sein? Nicht doch
lieber Prinz? Star? Ach. Hauptsache Milliardär.
Dass Lothar Matthäus ("Die Schuhe
müssen immer zum Gürtel passen!") sich in sachter
Regelmäßigkeit mit blutjunge Damen vermählt, ist bekannt. Dass er
jetzt schon wieder durch die Trennung von seiner jüngsten Ehefrau
auffällig wird, wundert einen deshalb nur bedingt. Lothar Matthäus
sagt: "Ich brauche noch einige Zeit, um nachzudenken." Das
ist ein Problem. So viel Zeit haben wir nicht. Zitieren wir deshalb
schnell die frühere RTL-Sexpertin Erika Berger, auch schon über 70,
die Lothar Matthäus im Küchenpsychologie-Fachblatt "Das Neue"
folgende Standpauke gehalten hat: "Überlegen Sie, was Sie
wirklich wollen. Sie sollten ein Mann mit Verstand werden." Geht
das? Nachträglich? Okay, man hat ja jetzt auch festgestellt, dass
die Strahlung von Mobiltelefonen Mäuse vor Alzheimer schützen und
sogar nachträglich heilen können. Und ein Lothar Matthäus
telefoniert ja ständig mobil. Vielleicht sind seine Mäuse deshalb
nach einiger Zeit immer so nachdenklich geworden. Vielleicht wollten
sie sich deshalb auch immer gleich scheiden lassen. Vor einiger Zeit
gab es tatsächlich Menschen in Bielefeld, die ernsthaft erwogen
haben, Lothar Matthäus als Trainer bei der Arminia zu installieren.
Gott sei Dank, dass dieser Kelch an OWL vorbeizog.
Interessant wäre jetzt zu erfahren, ob
irgendein Magnetresonanztomograf dieser Erde schon weiß, was der
Schreiber dieser Zeilen noch nicht weiß: wie nämlich diese Glosse
enden soll. Einfach so? Ohne Schlusspointe? Das wäre dann ein Fall
für die Neuroethiker. Oder für den Presserat? Der Autor könnte
auch mal aus Erfahrung nachträglich klüger werden.
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